Schmerz
Natürlich. Was anderes war ja nicht zu erwarten. Bewirkt, dass sich alles irgendwie taub anfühlt, abgesehen von dem stetig pochenden Schmerz in meiner Magengegend – das kenn ich schon, ist mein altbekannter physischer „Liebeskummer-Schmerz“. Wie eine alte Wunde. Oder Migräne. Nur eben im Bauch. Faszinierend, wenn man bedenkt, dass mein Hirn mir diesen Schmerz eigentlich vorgaukelt, dass von den Nerven in meinem Bauch gar keine Schmerzsignale ausgehen (denn schließlich ist da nichts, was wehtun könnte). Aber ich glaube, das muss so sein, sonst würde mein Kopf einfach platzen. Ebenfalls faszinierend ist es, wie selbstverständlich die Tränen kommen, von denen ich geglaubt hatte, ich müsste sie nie wieder weinen.
Wut
Auch nicht überraschend. Bin wütend auf dich, auf mich, auf die Welt, auf die höhere Macht, an die ich glaube, aber am allermeisten natürlich auf deine Arbeit. Deine gute alte Arbeit, die mich mal wieder schön in den Arsch gefickt hat. Hinter der ich mal wieder zurückstehen muss. Und zwar diesmal für immer. Wah, „für immer“. Das ist so ein großes Wort. Und ich habe es in den ganzen 2einhalb Jahren kein einziges Mal benutzt. Nicht mal gedacht. Zum Glück. Denn jetzt ist die Ewigkeit schon wieder vorbei.
Verwirrung
Schwer zu beschreiben. Irgendwie fehlt mir momentan gerade ein bisschen der Realitätsbezug. Ich kann einfach nicht glauben, dass in einer Minute ein Großteil meiner Zukunftspläne einfach zerstört wurde. Einfach so. Ich schaffe es noch nicht, mir klarzumachen, dass ich dich vielleicht nie wieder sehe. Dass du am Wochenende nicht hier reinspaziert kommen wirst. Dass ich dich jetzt vergessen muss. Mein Schlüsselbund ist so leer, so leer!
Trotz
In besonders schlechten Momenten bist natürlich du an allem Schuld und in meinem Schmerz und meiner Verwirrung ist es nur allzu leicht, dir alles vorzuwerfen. Dabei fällt es mir wirklich schwer zu akzeptieren, dass du es nicht mal versuchen willst.
Mitleid
Könnt ich wirklich drauf verzichten. Ich weiß, dass du jetzt in deiner Wohnung hockst und es dir dreckig geht. Denn alles, wirklich alles da drin erinnert an mich: die Farbe an der Wand, der größte Teil der Möbel, die Bettwäsche, die Decken, die Kissen, dieses dämliche Teelichtglas, die Schildkröte, meine Zahnbürste, mein Shampoo und was weiß ich was noch. Und irgendwann wirst du deine restlichen Kartons auspacken und die beiden Alben finden und du wirst weinen, weinen, weinen. Der Gedanke daran tut weh. Denn ich fühl mich zwar wie vom Wind mitgerissen. Aber du hast mich verlassen und nicht andersrum. Ich weiß, dass es für dich noch schwerer ist als für mich.
Hoffnung
Das schlimmste von allen. Dieses kleine Ding, das in meinem Kopf herumhuscht und das ich einfach nur fangen und töten will. Aber es ist verdammt flink und weiß, wo es sich verstecken kann. Hinter meinen Ängsten zum Beispiel. Es hat eine ganze Palette an schmerzhaftem Bullshit parat: vom irrwitzigen Gedanken an ein Gespräch mit dem Chef deines Chefs deines Chefs, in dem du ihn von der Wichtigkeit dieser Sache überzeugst, bis hin zu peinlichen Szenarien á la Ritter auf weißem Gaul, in denen du flennend vor meiner Tür stehst und mir sagst, dass mich so sehr vermisst, dass du es doch versuchen willst.
Denn ich kenne dich einfach zu gut und weiß, dass du meinen romantischen Fantasien einfach nicht entsprichst. Ich weiß, dass dein Entschluss endgültig ist. Ich weiß, dass ich dich loslassen muss. Ich weiß, dass es eine zweite Chance nicht geben wird. Und, das schlimmste, ich weiß, dass du mich liebst. So sehr.
