Von Italien hätte man ja nichts anderes erwartet. Korruption, Vetternwirtschaft, das alles ist dort an der Tagesordnung, das weiß doch jeder. Mafia und so, ist doch klar. Die wirtschaften das Land herunter. Berlusconi setzt nur die Leute in sein Parlament, die er mag (oder die das netteste Dekolleté vorzuweisen haben). So wundern einen die Zahlen auch nicht: Die Schuldenquote des Landes beträgt momentan stolze 116,7% des Bruttoinlandsproduktes.
Aber Griechenland? Das Land des Ouzo, des Feta, der Oliven und... Ja, was eigentlich? Was exportiert Griechenland denn noch so? Außer dem Feinkost-Griechen im Eingang des örtlichen Rewe-Marktes fällt mir auf die Schnelle nicht wirklich etwas Griechisches in unseren Läden ein. Neulich habe ich im Fernsehen böse Zungen unken hören, die Griechen könnten nicht mal selbst einen Brühwürfel herstellen. Alles (auch Brühwürfel) würde importiert. Außer natürlich Ouzo, Feta und Oliven. Und aus letzteren kann man schließlich immerhin Öl machen.
"Aber was machen die denn dann, die Griechen, die müssen doch irgendwas arbeiten, wenn sie nicht gerade Ouzo brennen oder Schafe melken?", hab ich dann Papi gefragt und der meinte: "Die sind eben alle Beamte". Achso. (Er hat nur fast Recht: Genaue Zahlen fehlen, aber nach Schätzungen steht jeder 4. Grieche im Dienst des Staates)
Aber jetzt kommt ja das Sparpaket, das alles richten soll. Alles wird gut, da ist auch der griechische Ministerpräsident Papandreou zuversichtlich, auch, wenn er betont, dass die Regierung diesen Schritt schweren Herzens tut. Schweren Herzens sind offensichtlich auch die Griechen selbst: Massendemonstrationen, aufgebrachte Rentner in den Straßen Athens, Generalstreiks - mit dem Sparpaket ist wohl keiner der Bürger so ganz einverstanden.
Was wurde mit dem bösen Sparpaket denn nun eigentlich beschlossen?
Zunächst einmal steigt die Mehrwertsteuer von 19 auf 21%. Was bedeutet, dass sämtliche Konsumgüter 2% teurer werden. Die niedrigeren Steuersätze steigen ebenfalls um bis zu 1%. Jeder, der 2009 mehr als 100.000 Drachmen, ähhh, ich meine Euro verdient hat, muss eine Sondersteuer von drakonischen 1% zahlen. So weit so gut. Könnte man sich ja noch gefallen lassen. Aber jetzt kommt's:
Das 13. UND das 14. Monatsgehalt werden um unfassliche 30% gekürzt! Schweinerei! Da streiken die Beamten tagelang fleißig für ihr wohlverdientes 16. Monatsgehalt und statt dass sie dies endlich erhalten, werden ihnen von den popeligen 2 zusätzlichen Monatsgehältern auch noch 30% abgezogen. Unverschämtheit! Wieso muss das blöde Jahr auch nur läppische 12 Monate haben? DA könnte die Regierung doch mal was unternehmen.
A propos 16. Monatsgehalt. Die Griechen wissen schon, wie man es sich gut gehen lässt. Als Staatsdiener ist es Tradition, dass man mit 50 in Rente geht - nicht schlecht bei einer durchschnittl. Lebenserwartung von 80,2 Jahren. Arbeiten ist schließlich was für Jungspunde. Und immerhin hat man sein ganzes Arbeitsleben lang gut 6,7% seines Lohns in die Rentenkasse eingezahlt, da kann man dann ja auch mal erwarten, im Alter anständig versorgt zu werden - was auch der Fall ist: Jeder Grieche, der brav in die Rentenkasse einzahlt, bekommt als Rente bis zu 95% seines letzten Gehalts. Frau Merkel, ich will das bitte auch! Wieso muss ich mit lausigen 43% auskommen??
Eine griechische Ärztin erklärte neulich im Fernsehen, dass sie ihr Gehalt und alles andere schön brav und anständig versteuert - und deswegen von sämtlichen Kollegen und Freunden ausgelacht wird. Wozu sollte man auch Steuern zahlen, wenn's der Staat eh nicht merkt? Hmm, ich weiß auch nicht. Damit es später mal kein Sparpaket geben muss, vielleicht?
Dabei sind die Griechen doch eigentlich sehr sozial und hilfsbereit. Besonders, was die Familie angeht. Wie sich das gehört, besorgt man Brüdern, Vettern, Schwagern und Freunden von Schwagern gerne mal einen Job. Zum Beispiel im Rathaus eines Stadtteils von Athen: Das hatte vor 10 Jahren rund 120 Angestellte, mittlerweile hat es einen neuen Bürgermeister und ca. 200 Angestellte. Schließlich gehört es zum guten Ton, bei Amtsantritt die komplette Belegschaft neu zu besetzen (ja genau: mit Brüdern, Vettern, Schwagern, Freunden von Schwagern). Allerdings werden die Vorgänger nicht gefeuert: Sie bekommen neue Büros, neue Arbeitsutensilien, weiterhin ihr Gehalt - aber keine neuen Aufgaben. Der neue Bürgermeister wollte übrigens mal ein bisschen mit verstaubten Traditionen aufräumen und feuerte 40 Angestellte. Was ihm das einbrachte? Generalstreik und Besetzung des Rathauses.
Ach, was fasel ich hier eigentlich. Ich helf den armen Griechen jetzt mal und geh zum Rewe-Feinkoststand, Oliven kaufen. Die mit den Mandeln drin, die mag ich nämlich am liebsten.
Anmerkung: Ja, ich hab mich aufgeregt, ja ich hab das alles selber geschrieben, nein ich bin kein Rassist, nein ich finde Griechenland nicht scheiße und NEIN, ich will niemanden aufhetzen. Meine Güte.